Die Szenerie war durchaus gespentisch. In den Räumen seiner Kanzlei präsentierte Kusch ein Infusionsgerät. An diesem werden 2 Spritzen angeschlossen. Ein Arzt wird dann einen Zugang zum Blutkreislauf des Kranken legen. Der Sterbewillige erhält sodann ein Kabel in die Hand, das direkt mit dem Infusionsgerät verbunden ist. Per Knopfdruck, vom Patienten selbst ausgelöst, wird zuerst ein Narkosemittel gespritzt (dies demonstrierte Kusch mit Minaralwasser). Anschließend gelangt dann das tödlich wirkende Kaliumchlorid in den Körper des Sterbewilligen (dies demonstrierte Kusch mit Hilfe von Karottensaft). Der gesamte Vorgang des Sterbens dauere nicht länger als 4 Minuten, so Kusch. Der Patient werde nach wenigen Sekunden bewusstlos, der Tod trete unmittelbar danach ein.
Kusch selbst will bei seinem ersten Patienten Hand anlegen. Die Arzneimittel stünden bereit, ferner 2 Ärzte. Wichtigstes Element sei die ärztliche Begutachtung des betreffenden Patienten. Nur wenn diese festgestellt hätten, der Patient leide an einer unheilbaren Erkrankung, habe bei vollem Bewusstsein seine Sterbehilfe ausdrücklich gewünscht und sei über weitere Alternativen zum Suizid informiert worden, werde er, Kusch, Sterbehilfe leisten. Der Arzt, der die Kanüle legen soll, bleibe anonym, um keine standesrechrtlichen Schwierigkeiten mit der Ärztekammer zu bekommen.
Kusch will persönlich das Gerät aufbauen und die Patienten beim Sterben begleiten. Rein rechtlich leiste er damit Beihilfe zum Suizid, was in der BRD straflos sei. Dennoch rechne er mit einem Ermittlungsverfahren. Aus diesem Grund wolle er die ganze grausame Prozedur filmen und so sicherstellen, das man ihm nicht unterstelle, selbst den Apparat in Gang gesetzt zu haben. Alle Kosten (Gutachten, Reisekosten usw.) will Kusch beim ersten Mal selbst zahlen.
"Mir geht es darum, todkranken Menschen den Weg in die Schweiz zu ersparen", so Kusch weiter. Dort kann man mit Hilfe des Vereines Dignitas Sterbehilfe erhalten. Die Kosten hierfür beziffert Dignitas mit rund 3.700 Euro. Wie hoch die Kosten bei Kusch sind, konnte oder wollte der Ex-Senator nicht nennen.
In Sachen Eigen-PR ist Roger Kusch ein Profi. Und so schockte er einmal mehr mit seinem bizarren Vorschlag zur Sterbehilfe. Und die Empörung darüber folgte auf dem Fuße. So sagte Frank Ulrich Montgomery zur Medien Agentur Hamburg: "Wir brauchen keine Tötungsmaschine, sondern eine Sterbebegleitung und palliativmedizinische Betreuung, die dem Menschen am Ende ihres Lebens Schmerzen und Ängste nimmt". Auch die bayerische Justizministerin Beate Merk reagierte entsetzt. Das widerspreche "unserer Wertvorstellung von einer humanen, christlichen Gesellschaft". Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke zum Vorhaben von Kusch: "Das ist ein makabres Spiel mit dem Tod, überdeckt durch Worte von Mitleid und juristisch spitzfindig abgesichert". Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe nannte die Apparatur menschenverachtend.
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Kommentar:
Es ist unerträglich: ein Rechtspoulist wie Roger Kusch, von 2001 bis 2006 immerhin Hamburger Justizsenator und CDU-Politiker, besetzt das Thema Sterbehilfe. Aber nur, weil die Politik keine adäquaten Antworten zu diesem wichtigen Thema parat hat und sich scheut, dieses Thema anzufassen. Es widerspreche unserer Wertevorstellung von einer humanen christlichen Welt, so einen Tötungsautomat zuzulassen, so viele Kritiker in diesen Tagen. Ich meine aber, es widerspricht einer humanen Gesellschaft, wie sie bisher Menschen behandelt, die sterben wollen, weil sie die täglichen Schmerzen nicht mehr ertragen können, sie ohnehin auf den Tod warten. Sie werden immer noch entmündigt in unserer Gesellschaft. Zwei von drei Deutschen teilen mehr oder weniger die Ansichten von Kusch zur Sterbehilfe. Für sie sollte es mehr geben als nur einen bizarren, menschenverachtenden und makaberen Tötungsapparat wie Kusch ihn vorschlägt. Dieses Thema ist zu ernst, um es Rechtspopulisten wie Kusch zu überlassen. Man darf gespannt sein, was Kusch sich als nächstes Thema auf seine Fahnen schreibt. (ACE)
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